Interkulturelle Missverständnisse wurzeln in Kulturdifferenzen und können verhindert oder aufgelöst werden, indem wir aufzeigen, was warum in unserer eigenen „Kultur“ verbindlich ist, was hingegen beliebig ist und deshalb der individuellen oder multikulturellen Disposition freigestellt wird. Doch damit sind wir auf die erste Crux im Kulturkontakt gestossen: Wir sind blind für unsere eigenen kulturellen Selbstverständlichkeiten - nur der Fremde entbietet uns den Schlüssel zu uns selbst.

Was meint und was leistet Kernkultur?

1.
Als Instrument kann Kernkultur in Schwellen- und Entwicklungsländern der besseren Verständigung zwischen Modernisten und Traditionalisten dienen und in Europa jene Konflikte verstehen und auflösen helfen, wie sie oft zwischen Einheimischen und jenen Fremden entstehen können, die derzeit von den Rändern der Weltwirtschaft einreisen.
2.
Das Konzept der Kernkultur erlaubt uns zum einen, die traditionalen Werthierarchien und Regelungen zu verstehen, zum andern ohne Abwertung der Andern auf jenen Wertprioritäten und Normen zu bestehen, die in der modernen Gesellschaft unverzichtbar und verbindlich sind.
3.
Mit dem Instrument der Kernkultur gelingt es unschwer, auch Menschen von den globalen Rändern zu integrieren, so dass jene Immigrantengruppen, mit denen strukturbedingte Kernkulturdifferenzen bestehen, nicht a priori ausgeschlossen werden können oder in unserer Gesellschaft zwangsläufig an den Rand geraten.
4.
Mehr noch: Mit dem Instrument der Kernkultur können nicht nur Fremde besser integriert werden, sondern es erlaubt auch Einheimische - vom Schulpsychologen und Arzt über die Sozialarbeiterin bis zur Flipperin und Pennerin oder zum Langzeitarbeitslosen - wieder so weit am Kern der modernen Sozialorganisation zu orientieren, dass der produktive Sektor und der Sozialbereich nicht ständig weiter auseinander driften.
5.
Ich bin überzeugt, dass auf der Basis von Kernkultur sogar Verständigung zwischen jenen einen Einheimischen möglich ist, die Angst von einem Heimatverlust haben, und jenen andern, die in ihrer Angst vor Rassismus und Konflikt, jede Kulturdifferenz ignorieren oder sie als pure rassistische Konstruktion behandeln.
6.
Kernkultur gestattet zu guter Letzt einen Blick auf die Weltwirtschaft, mit dem wir sowohl deren Leistungen als auch deren Mängel in Rechnung stellen können, und zeigt uns damit auch an, was in Entwicklungs- u n d in Industrieländern zu verändern ist, wenn die modernen Menschenrechte nicht nur global eingefordert, sondern künftig weltweit realisiert werden sollen.

Weil der Begriff der Kernkultur den emischen mit dem etischen Blick auf Gesellschaften verbindet, nämlich dazu bringt, eine Kultur gleichzeitig sowohl von innen und „für sich“ zu verstehen als auch von aussen und im Vergleich zu sehen, setzt er folgende Antinomie: Traditionale und moderne Kulturen sind weltweit gleichwertig, soweit sie ihre Mitglieder mit Werten, Normen, Fähigkeiten ausstatten, die ihnen erlauben, die vier Kernaufgaben auf der Basis der transkulturell verbindlichen, aber kulturspezifisch formierten Kernrollen verlässlich zu erfüllen. Sobald wir es jedoch mit einer konkreten Gesellschaft zu tun haben, in die sich Menschen im Hier und Jetzt integrieren wollen oder sollen, muss die Frage nach der Verbindlichkeit von Kultur dort binnenorientiert werden, wo die Organisation der Kernaufgaben davon betroffen ist. So sind moderne und traditionale Kernkultur in der derzeitigen Weltwirtschaft zwar unterschiedlich, aber trotzdem gleichwertig und dennoch im jeweiligen Kontext verbindlich. Kernkultur kann über die Brücke der transkulturellen Gemeinsamkeiten die Kulturspezifika zu übersetzen!

Verena Tobler

Meine Instrumente und Hauptbeine:

• Beratungen
• Referate
• Kurse
• Evaluationen

Meine Ziele/Haltung:

• Animieren zum Nachdenken (sich integrieren)
• Öffnen
• Integration der eigenen Schatten
• Austausch
• Verteilung Arbeit/Reichtum

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